Mit offenem Ohr unterwegs in Karlshorst

Was bewegt die Menschen in Karlshorst und wo drückt der Schuh? Um diesen Fragen nachzugehen, informierte ich mich an meinem Stadtteiltag am 19. Juni bei verschiedenen Organisationen und traf mich mit meinen Nachbarinnen und Nachbarn zu einem Kiezspaziergang.

Der Nachmittag begann mit einem Besuch der Baustelle des Pferdesport- und Reittherapiezentrums direkt hinter der Trabrennbahn. Dieses Prestigeobjekt bietet auf knapp 100 Hektar Fläche ein inklusives Reiterparadies und will im Oktober eine in Deutschland bislang einzigartige Hippo-Physiotherapie eröffnen. Hinter dem Projekt steht die Stiftung Rehabilitationszentrum Berlin-Ost, die hier einen besonderen Ort für Menschen mit und ohne Behinderung schafft – ob als Arbeitsstelle oder als Therapieort.

Direkt im Anschluss besuchte ich die Katholische Hochschule für Sozialwesen im Rheinischen Viertel, um mich mit einer Gruppe aus Studierenden und Lehrenden über ihre Herausforderungen auszutauschen. Dabei sprachen wir über prekäre Praktika, studentische Wohnungsnöte und den Fachkräftemangel in der Pflege und der Sozialarbeit. Hier sind erste Schritte durch die Politik eingeleitet, dennoch bleibt noch einiges zu tun. Gleichzeitig begeisterte mich, wie engagiert und motiviert alle Beteiligten an die Ausbildung und Qualifizierung herantreten.

Bei dem folgenden Gespräch mit den Vorständen der Kleingartenvereine Biesenhorst II, Florafreunde, Gartenfreunde Wuhlheide und Rheinstein stand nicht weniger als die Zukunft der stadtnahen Erholung in eben diesen Gärten zur Diskussion. In Lichtenberg möchten wir keine Kleingartenanlage in Wohnraum umwandeln. Wie die Vorstände richtigerweise anmerkten, sind diese ein wichtiger Ort für Integration, ehrenamtliches Engagement und das städtische Ökosystem.

Zum Abschluss des Tages folgten trotz des sehr warmen Abends mehr als 35 Interessierte meiner Einladung zu einem Kiezspaziergang. Gemeinsam mit meinem Gast, der Bezirksstadträtin Birgit Monteiro, informierten wir über geplante und bereits umgesetzte Bauprojekte im östlichen Karlshorst. Neben vielen Fragen zum Wohnungsbau gingen wir auch auf die TVO, den Schul- und Kitabau sowie die lokale Lebensmittelversorgung ein.  

Was nehme ich nun von diesem Tag mit? Bei beinahe allen Terminen spielte der Wohnraummangel in Berlin eine zentrale Rolle – die Studierenden suchen händeringend nach bezahlbaren Unterkünften , die Kleingartenvereine fürchten deswegen um ihre Existenz und im östlichen Karlshorst gibt es unterschiedliche Vorstellungen, wie Wohnungsbau aussehen soll und kann. Gleichzeitig bin ich wieder mal begeistert, dass ich mich mit so vielen engagierten Menschen austauschen konnte und es viele Ideen gibt, wie wir Berlin noch besser gestalten können. Denn genau von diesem Engagement und diesen Ideen lebt eine offene und solidarische Gesellschaft.