„Zugeführt – In der Gewalt von Volkspolizei und Stasi“
Rummelsburg: Bezirksbürgermeister Andreas Geisel eröffnet Ausstellung mit Diskussion
Im Rahmen der Veranstaltungen zum 25. Jahrestag des Mauerfalls lädt der „Runde Tisch Rummelsburg“ in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Lichtenberg von Berlin und dem Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen am
Mittwoch, 8. Oktober, um 17.30 Uhr
zur Ausstellungseröffnung und anschließender Podiumsdiskussion
„Zugeführt – In der Gewalt von Volkspolizei und Stasi“
Die Veranstaltung gilt der Erinnerung an die umfassendste Verhaftungswelle gegen friedliche Demonstranten der Bürgerbewegung in der DDR durch Volkspolizei und Stasi,
bei der am 7. und 8. Oktober 1989 die Untersuchungshaftanstalt Rummelsburg eine der zentralen Zuführungsstellen war.
Ablauf:
- 17:30 Uhr – Bezirksbürgermeister Andreas Geisel eröffnet die Ausstellung am alten Schleusentor in der Hauptstraße 8, 10317 Berlin.
- Anschließend: Besichtigung der ehemaligen Haftzellen in der Polizeistation.
- Ab 18:30 Uhr liest im ehemaligen Lazarettgebäude (Nachbarschaftszentrum hinter dem Wasserturm, Erich-Müller-Straße 9) der Schauspieler Mathis Schrader aus den Protokollen von inhaftierten Mitgliedern der DDR-Bürgerbewegung.
- Danach diskutieren Zeitzeugen über die Ereignisse vor 25 Jahren
- Teilnehmer/innen: Vera Lengsfeld, Stefan Müller, Ulrike Monecke, Heinz Nabrowsky.
Moderation: Dr. Jens Schöne, stellvertretender Landesbeauftragter für die Stasiunterlagen
Hintergrund:
„Zentrale Zuführungspunkte“ gab es seit Ende der 1980er Jahre. Die DDR-Führung richtete sie ein, um dort protestierende Regimegegner zu inhaftieren. Einer dieser „Zuführungspunkte“ befand sich auf dem Gelände des Ost-Berliner Strafgefängnisses in Rummelsburg.
Am 7. Oktober 1989 feierte die SED-Führung im Palast der Republik vor zahlreichen Gästen den 40. Jahrestag der DDR-Gründung. Tausende Menschen protestierten draußen und am Alexanderplatz gegen die Politik der DDR-Staatsführung, die selbst die Reformversuche von Gorbatschow ablehnte. In den Abendstunden zog ein Demonstrationszug nach Prenzlauer Berg. Nahe der Gethsemanekirche, versammelten sich weitere tausend Menschen zu einer Mahnwache. Plötzlich mischten sich Polizisten in Zivil und Stasi-Mitarbeiter unter die Demonstranten und schlugen wahllos mit Schlagstöcken um sich. Sie trieben die Demonstranten in eine Polizeikette, wo sie erneut geschlagen und dann verhaftet wurden. Auch unbeteiligte Passanten wurden willkürlich festgenommen. Am folgenden Tag, dem 8. Oktober, gingen sie erneut brutal gegen friedliche Demonstrierende vor. Sie riegelten ganze Straßenzüge um die Gethsemanekirche ab. Auch am Alexanderplatz verhafteten sie Menschen. An beiden Tagen wurden jeweils über 500 Personen festgenommen. Die meisten transportierte die Volkspolizei nach Rummelsburg, andere zu Polizeirevieren in Mitte und Prenzlauer Berg.
Viele Verhaftete hielten ihre traumatisierenden Erlebnisse in Gedächtnisprotokollen fest. Das willkürliche und gewaltsame Vorgehen von Volkspolizei und Stasi am 7. und 8. Oktober steigerte den Unmut noch weiter. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht abzusehen, dass nur vier Wochen später die Mauer fallen sollte.
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