In der Heimat des Hollandrads
Am letzten Wochenende habe ich Amsterdam besucht. Insbesondere wollte ich mich über die Qualitäten der niederländischen Hauptstadt im Hinblick auf den Radverkehr informieren. Amsterdam gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte weltweit.
So manches hat mich tatsächlich sehr beeindruckt: Etwa die flächendenkend bereit gestellten Fahrrad-Abstellanlagen. Hier können wir in Berlin nur gewinnen, wenn wir uns Amsterdam als Vorbild nehmen. Ein guter Schritt in diese Richtung war ohne Zweifel der jüngst eröffnete Doppelstock-Parkplatz für 300 Räder am S-Bahnhof Pankow.
Der starke Zuspruch für den Radverkehr in Amsterdam hat jedoch seine Ursachen auch im dort nur schwach ausgebauten öffentlichen Personen-Nahverkehr. Gerade für die im Vergleich zu Berlin sehr junge Bevölkerung Amsterdams ist das Fahrrad somit die schlüssigste Alternative zum Auto.
Beim öffentlichen Personen-Nahverkehr hat wiederum Berlin im Städtevergleich sicherlich die Nase vorn. Dieses kommt insbesondere auch Menschen zugute, die sich nicht fit genug fühlen, das Rad als bevorzugtes Verkehrsmittel zu nutzen.
Wir werden in Berlin weiter den Radverkehr stärken und ausbauen. Er ist wichtiger Bestandteil einer ökologischen und zukunftsorientierten Verkehrspolitik in unserer Stadt. Für das Jahr 2016 stehen allein 15 Millionen € an Haushaltsmitteln für den Radverkehr zur Verfügung.
In Berlin bemüht sich derzeit jedoch auch eine Initiative darum, ein Volksbegehren für einen radikalen Ausbau und die Bevorzugung des Radverkehrs auf den Weg zu bringen. Leider vernachlässigen die Initiatoren dabei, dass der Radverkehr immer nur integrierter Bestandteil des Hauptstadtverkehrs sein kann. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen ließen sich nur auf Kosten etwa des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (z.B. durch den Wegfall von Busspuren, um die geforderten breiteren Radwege zu realisieren) oder der Fußgänger (Minimalbreite für Gehwege und lange Rotphasen, weil die Ampelzeiten auf den Radverkehr ausgerichtet wurden) realisieren.
In den 1960er Jahren wurden viele Städte gemäß der Konzepte von der „autogerechten Stadt“ umgestaltet. Wir wissen heute sehr klar, dass diese Ideen von Stadtentwicklung falsch waren. Wenn wir heute über einen umweltfreundlichen und zukunftsfähigen Hauptstadtverkehr nachdenken, dürfen wir nicht schon wieder einseitig auf nur ein einziges Verkehrsmittel setzen, sondern müssen Mobilität in der Stadt in ihrer ganzen Vielfalt begreifen.
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